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Vom Weg abkommen

Autorenbild: RahelRahel

Aktualisiert: 16. März 2021

Kann ziellos zielführender sein?


Mit Kindern im Wald

Mutter zu sein ist für mich eine wunderbare Gelegenheit, Naturabenteuer nochmal auf eine neue Art zu erleben. Durch und mit unseren Kindern lerne ich, achtsamer durch die Natur zu gehen. Ich gebe zu: Dieses gemächliche und nicht selten auch ziellose Unterwegssein musste ich mir erst aneignen. Das war so gar nicht meins. Und anfangs fiel mir das ganz schön schwer.



Wenn ich auf die vier Jahre Mutter-Sein zurückschaue, erinnere ich mich an manches Erlebnis, das ich unseren Jungs verdanke. Durch ihre Augen zu sehen eröffnet mir oftmals neue Welten und andere Perspektiven. Und ich lernte etwas ganz Wichtiges: Eine offene Haltung einzunehmen und nichts erzwingen zu wollen.



Und ich lernte etwas ganz Wichtiges: Eine offene Haltung einzunehmen und nichts erzwingen zu wollen.


Mit unseren beiden Jungs sind wir am liebsten draussen unterwegs. Da braucht es nichts – nur die Natur. Und die Offenheit, uns überraschen zu lassen, was passiert. Als Familie machen wir oft die Erfahrung, dass es meist gerade dieses «Vom Weg abkommen» ist, das zu besonderen, unerwarteten weil eben nicht geplanten Erlebnissen führt.




Kinder sind die besten Abenteurer
«Kinder sind die besten Abenteurer. Ihnen geht es ums Entdecken, nicht ums Ankommen, sie wollen erleben, nicht beweisen.»

Christo Förster





Da gehen wir beispielsweise los, um im Wald ein Feuer zu machen und eine Wurst zu braten. Unterwegs hören wir plötzlich den unverkennbaren Schrei eines Mäusebussards. Wir suchen den Himmel nach dem Vogel ab und beobachten, wie er seine Kreise zieht.

Wenig später meint Ben in der Ferne ein Tier zu erkennen. Da drüben am Hügel, da bewegt sich doch etwas. Oder ist es doch ein Stein? Gespannt spähen wir hinüber zur Baumgruppe, die Äste bewegen sich leicht im Wind. Was das wohl sein mag da drüben? Fast kann ich sehen, wie lebhaft es im Kopf des kleinen Jungen arbeitet. Wir verlassen den Weg, um diesem Etwas zu folgen. Da stolpern wir über Pilze, die wir kennen. Ein bisschen fühlt es sich an wie eine Schatzsuche.



Parasol Pilze sammeln mit Kindern

Schlussendlich erreichen wir doch noch den Wald. Gemeinsam suchen wir Holz und machen ein Feuer. Doch heute geht Ben das mit der Glut zu lange. Er isst erst die eine Hälft der Wurst roh, um anschliessend die halb gebratene Wurst vom Stock zu ziehen und auch die andere Hälfte zu verspeisen.


Schliesslich sitzt er am Feuer und hält den Stock ins Feuer, an den vorher die Wurst aufgespiesst war. Bald fängt die Spitze Feuer. Wir beobachten den Flammentanz. Wenig später hebt Ben einen nassen Ast vom Boden auf. Als er ihn in die Flamme hält, stellt er fest, dass dieser nicht brennt. Dafür raucht. „Schau Mama, ich mache Rauchzeichen!“. Wenn mir mein Erwachsenenhirn sagen wollte, dass ein trockener Ast geeigneter sei, weil dieser besser brennt, hat mich mein vierjähriger Sohn ganz schnell eines Besseren belehrt.




Ob das Feuer nun zum Würste braten, zum Rauchzeichen machen oder einfach nur zum am Feuer sitzen ist – spielt das eigentlich eine Rolle? Ich spüre, wie wohltuend es ist, mich nicht durch Pläne oder Ziele zu fixieren. Wenn ich es zulassen kann, mich von den Kindern mitnehmen zu lassen und vom ursprünglichen Plan abzukommen, statt mein ausgedachtes Erlebnis durchziehen zu müssen, warten oft unerwartete Überraschungen auf uns.


Die Erlebnisse liegen so oft am Wegrand. Ich muss nichts dafür tun. Nur offen sein. Und den eingefahrenen, gewohnten erwachsenen Denk- und Handlungsmustern die Tür nicht öffnen.







Der Kinderarzt und Autor Dr. Renz Polster zum Aufenthalt in der Natur:


«Kinder finden in der Natur alles, was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Und die Verbindung, die Kinder über die Zeit zur Natur aufbauen, lässt sie die Zusammenhänge unseres Ökosystems nicht nur verstehen, sondern auch fühlen. Um das Leben auf der Erde nachhaltig und visionär zu gestalten, braucht es solche naturverbundenen, starken und kreativen Menschen. Für Kinder sind Wald und Wiese deshalb nicht nur ein Alltagsangebot von vielen, sie bilden den Erfahrungsraum, von dem sie ihr ganzes Leben lang profitieren werden.»


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